Ein wichtiger Aspekt ist meiner Meinung nach, dass viele Menschen vor diesem großen Projekt einfach Angst haben. Nicht zuletzt das unsichere wirtschaftliche Umfeld mit drohender Arbeitslosigkeit lässt sie zurückschrecken. Sicherlich ist Arbeitslosigkeit nie gänzlich auszuschließen, dennoch kann viel dafür getan werden, dass der Traum von Eigenheim nicht zum Albtraum wird.
Was können Sie also persönlich - auch im Vorfeld tun - damit das Projekt "Eigentum" auch für Sie Wirklichkeit wird?
- 1 - Prüfen Sie zunächst, ob Sie Anspruch auf öffentliche Mittel haben. Familien mit 2 Kindern oder meh können hier nicht selten vergünstigte Darlehen im hohen 5stelligen Bereich bekommen. Lassen Sie sich einen Termin beim für Sie zuständigen Wohnungsbauförderunsamt geben und sich dort beraten. Wichtig für diesen Termin: nehmen Sie Ihre Einkommensnachweise mit und kennen Sie Ihre größeren Ausgabeposten. Erste Informationen finden Sie hier. Ein Tipp: gehen Sie nicht unvorbereitet zu Ihrem Gespräch! Bringen Sie manchmal auch etwas Verständnis für bürokratische Obligenheiten mit.
- 2 - Suchen Sie nach einem Objekt in Ihrer Kragenweite. Nicht jeder wird sich die freistehende Villa in der besten Wohngegend leisten können. Das ist auch gar nicht schlimm! Rechnen Sie sich aus, wie viel Haus Sie für Ihr Geld bekommen können!
Dazu gehen Sie wie folgt vor:
40% Ihres Nettoeinkommens (mind. 650,- Euro zzgl. 200,- Euro für jede weitere im Haushalt lebende Person) sollten für Lebenshaltungskosten übrig bleiben.
Rechnen Sie dazu Ihre regelmäßigen Ausgaben für Versicherungen, Altersvorsorge, Absicherung der Arbeitskraft, usw. dazu (Der Autor warnt davor, "zu Gunsten" des Hauses reine Altersvorsorgeverträge aufzulösen. Auch wenn die Werbung bezogen auf Eigentum "von der einzigen Altersvorsorge in der man schon heute wohnen kann" spricht,so ist dem Autor nicht bekannt, dass man Immobilien im Alter essen könnte!!!! Denken Sie auch an die Nebenkosten, die auch im Alter für Ihr Eigenheim anfallen werden!)
Rechnen Sie weiterhin dazu 2,- € pro Quadratmeter Wohnfläche als Bewirtschaftungskosten. (Planen Sie Ihr Haus nicht zu groß; irgendwann sind Ihre Kinder aus dem Haus.....)
Der Betrag, der dann noch übrig bleibt, ist die für Ihre Finanzierung zur Verfügung stehende monatliche Rate. Kriegen Sie höchstwahrscheinlich öffentliche Gelder, ziehen Sie von diesem Betrag die für diese Gelder erforderliche Belastung ab /regelmäßig ca. 0,5 bis 1,5% des Darlehensbetrages!), und Sie haben den Betrag ermittelt, den Sie für das finanzierende Institut zur Verfügung haben. (Nettorate)
Und so viel Haus können Sie sich dann leisten (erste Näherung):
Kaufpreis = ( Nettorate * 12 / 0,06 + Öffentliche Mittel + Eigenkapital) / 1,07 + Eigenleistung
Kaufen Sie ein Objekt über einen Makler, dann teilen Sie durch 1,15 statt durch 1,7. Hier enthalten sind in erster Näherung die Kosten für Notar und Grundbuchamt, die Grunderwerbsteuer (seit 01.10.2011 in NRW: 5%),usw...
Mit Eigenleistung sind die Arbeiten gemeint, die Sie selbst mit Ihrer Familie oder Angehörige leisten können und für Sie natürlich nur die Materialkosten bestreiten müssten (oft bei Bauvorhaben). Aber Achtung: seien Sie vorsichtig in Ihrer Planung. Rechnen Sie nicht mit Gott und die Welt, sowie Hund, Katze und Maus, um sich "hochzurechnen". Lassen Sie Ihre freiwilligen Helfer nachher im Stich, kommt es zu Baustopps oder großen Verzögerungen, die Ihnen wenig helfen, wenn Sie unbedingt zu einem bestimmten Datum fertig werden wollen oder müssen (weil die Mietwohnung bereits gekündigt wurde zum Beispiel).
Die Zahl 0,06 in der Formel steht für eine Annuität (Summe von Zins und Tilgung) von 7% pro Jahr (aktuell: ca.3,5 bis 4% Zinslast und bis zu 2% Tilgung) und muss natürlich entsprechend dem Zinsniveau angepasst werden.
Sollten Sie jetzt enttäuscht sein, dass Sie mit Ihren finanziellen Möglichkeiten nicht die freistehende Villa am Stadtrand, sondern "nur" ein Reihenhaus oder eine Eigentumswohnung erwerben können, so tröstet Sie vielleicht der Gedanke, dass Sie die Rückzahlung Ihrer Darlehen mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Blessuren hinter sich bringen werden... :-) Der Autor hat ein "halbes Dorf" nach diesem Prinzip finanziert und keiner dieser Finanzierungen ist notleidend!
- 3 - Falls Sie mit einem Architekten bauen wollen, so legen Sie ihm die von Ihnen ermittelte Höchstsumme vor, bevor er loslegt. Dies vermeidet unnötigen "Schmerz", wenn seine Ideen und Vorstellungen entsprechend Ihrem Geldbeutel "zurechtgestuzt" werden müssen!
- 4 - Orientieren Sie sich nicht ausschließlich nach dem niedrigsten Zinssatz. Das "Geheimnis" liegt meist in der Tilgung (Höhe und Art). Lernen Sie die unterschiedlichen Finanzierungsmodelle kennen und verstehen...
- 5 - Lassen Sie sich die Planung durch Ihren Berater nicht nur für die ersten 5 oder 10 Jahre machen, sondern schauen Sie auch auf die Zeit danach. Der Autor plant mit seinen Kunden bis zur kompletten Rückführung aller Darlehen; so werden unangenehme Überraschungen vermieden bzw. Veränderungen in der Belastung können vorhergesehen und abgemildert werden.
Viel Spaß bei Ihrer persönlichen Planung. Schauen Sie auch gerne bei den Buchempfehlungen nach weiterführender Literatur. Auch einen Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 21.11.2009 möchte ich Ihnen in diesem Fall als weitere Erläuterung ans Herz legen: "Die Vermögensfrage - Die Strategie ist wichtiger als der Zins" (Volker Looman). Lesen Sie als Auftakt ebenfalls: "Die Vermögensfrage - Vor Eigenheimfinanzierung kommt Vermögensanalyse" (Faz. v. 27.11.09 - V. Looman)